|
„Nur was wir selber glauben, glaubt man uns.“ Karl Gutzkow
Liebe Freunde und Freundinnen des ZEGG,
es wird langsam ruhiger auf dem Gelände. Das Großzelt ist abgebaut und winterfest verstaut, die meisten Kirschpflaumen und Mirabellen sind genascht oder von Kerstin verarbeitet und viele BewohnerInnen genießen jetzt ihren Urlaub. Das Sommercamp war mit vielen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein besonders junges, quirliges und lebendiges Ereignis. Dieser Newsletter hält darum neben Bildern und Nachklang auch einen vertiefenden Artikel über das Kinderaufwachsen hier im ZEGG bereit. Und noch einiges mehr.
Einen sanften Übergang in den Herbst und viel Freude beim Lesen wünschen
Mit herzlichen Grüßen
Bill Nickl, Barbara Stützel und Mara Löffler

Inhalt
Von der Hitze zur menschlichen Wärme – Sommercamp 2018

|
Ein Sommercamp der Superlative, mindestens mal was die Temperaturen anging. Ab und zu durfte jemand mit dem Feuerwehrschlauch das Zeltdach nässen. Das kühlte dann ein paar Grad. Am meisten Spaß machte es, wenn die Zeltinsassen gleich mit benässt wurden. In der Pause besprüht und mit Fächer versehen war es dann durchaus möglich, den spannenden Themen im Zelt zu folgen.
„Vom Ego zum Mitgefühl“ war das diesjährige Oberthema und ermöglichte einen Bogen, der viele verschiedene Aspekte beleuchtete. Dabei wurden genauso persönliche Aspekte beleuchtet wie gesellschaftliche.
Sabine Lichtenfels aus der Gemeinschaft Tamera sprach viel über spirituell motiviertes Handeln, Roman Huber aus der Gemeinschaft Tempelhof brachte Mut machende Beispiele von Schritten, die sie getan haben, bis das Thema bundesweite Volksentscheide im neuen Koalitionsvertrag drin stand und so immerhin erörtert wird, ob und wie sie eingeführt werden sollen. Ob es um die Liebe ging oder um Sex, persönliche Macht oder regionale Vernetzung – immer waren neben Vorträgen auch Musik, Performances oder Übungen mit dabei, so dass die Teilnehmer sich ganzheitlich mit den Themen verbinden konnten.
Nachmittags wurden die Themen dann in den Forumsgruppen vertieft – und abends gab es viel Musik, Tanz oder einfach nur gute Gespräche am Dorfplatz. Denn das bestätigen viele Teilnehmerinnen: ein Plus der ZEGG Festivals ist, mit den unterschiedlichsten Menschen in tiefen Kontakt kommen zu können.
» die Fotos vom ZEGG Sommercamp anschauen
Die Kunst des Liebens: Besuch im ZEGG
Julia Fuchte hat das ZEGG besucht und einen sehr berührenden Bericht verfasst:
"Nach einer sommerlichen Woche in der Hauptstadt ging es weiter nach Bad Belzig, eine Zugstunde von Berlin gelegen, ins Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung (ZEGG), von dem ich schon einiges gehört hatte. Die Gemeinschaft, die neben Tempelhof, Sieben Linden, Kommune Niederkaufungen u.a. zu den bekanntesten in Deutschland gehört, verfolgt seit 27 Jahren das Ziel, ein ganzheitliches und nachhaltiges Lebensmodell aufzubauen, das verschiedene Bereiche des Lebens integriert: Liebe, Arbeit, Ökonomie, Ökologie, Spiritualität."
» Weiterlesen
Aus der Stadt aufs Land
Was junge Menschen vom Landleben halten, das zeigt die ZDF-Serie „Dorfkinder“. Christian Landrebe hat dafür einige kurze Porträts gedreht, unter anderem von Mara, die gerade für die ZEGG Öffentlichkeitsarbeit arbeitet. Schon als Kind kam sie mit ihrer Mutter ins ZEGG, lebte später in Berlin und will jetzt selbst Gemeinschaft gründen. Was sie dazu bewogen hat, seht selbst.
» In der ZDF Mediathek anschauen
Bericht von der GEN Konferenz in Estland
Dieses Jahr war die GEN Konferenz in der Gemeinschaft Lilleoru in Estland. Vom ZEGG waren mit dabei Arnold Kohlschütter, Ina Meyer-Stoll, Achim Ecker, Matthias Bauszus und Thomas Heuser.
Unglaubliches hat die Gemeinschaft geleistet. Normalerweise finden hier Events mit vielleicht 100 Teilnehmern statt und das auch nur selten. Zu Beginn der Konferenz waren es in der Spitze 500 Teilnehmer! Um das leisten zu können haben im letzten Jahr bereits 30 Gemeinschaftsmitglieder die Konferenz in Schweden, Ängsbacka, besucht. Hier konnten sie beobachten was es braucht um so viele Menschen zu verpflegen und unterzubringen.
» Weiterlesen
Kinder in Gemeinschaft - Wurzeln und Flügel
Sehnsucht nach einem Ort…
Meine Mutter ist mit uns Kindern von der flirrigen Großstadt aufs Land gezogen. Mein Bruder war sechs, ich zehn Jahre alt. Für einige Zeit konnte ich ihre Beweggründe nicht nachvollziehen, habe mich entwurzelt und einsam gefühlt und in mich zurückgezogen. Heute verstehe ich besser, was sie damals bewegt hat: Für Mama war klar, dass sie nicht mehr allein mit zwei Kindern in einer Berliner Mietwohnung leben will. Dass sie Gemeinschaft auch räumlich leben will.
Diese zwei Gründe – Kinder und Gemeinschaft – waren die Antriebskräfte, die sie brauchte, um einen riesengroßen Schritt zu machen. Ja, wir hatten auch in Berlin andere erwachsene Bezugspersonen, die wir viel besucht haben (oder sie uns). Die lebten entweder in der Wohnung unter uns, schräg gegenüber, drei Straßen weiter oder eine halbe Stunde mit den öffentlichen Verkehrsmitteln entfernt. Ein wertvolles Netzwerk, aber für ein richtiges Gemeinschaftsgefühl lagen da zu viele mehrspurige Straßen, quietschende Straßenbahnen und Baustellenstaub dazwischen.
Seitdem ich selbst ein Kind in meinem Bauch trage, wächst mit dem kleinen Wesen auch die Klarheit in mir, dass ich diesem Kind die Möglichkeit geben will, mit anderen Kindern aufzuwachsen. Mit anderen Erwachsenen, zu denen es leicht eigene Freundschaften knüpfen und pflegen kann. Und einen geschützten Ort, an dem es sich frei bewegen und entfalten kann. Wild sein, spielen, Mama und Papa saublöd und furchtbar ungerecht finden und mit ein bisschen Abstand wieder in ihre Arme fallen. Einen Ort, an dem ich als Mama menschlich sein und Fehler machen kann, ohne dass mein Kind deren Konsequenzen ausbaden muss. Einen Ort, an dem ich Unterstützung erfahre; an dem ich lernen und üben kann, wie wir Kindern tatsächlich Wurzeln und Flügel schenken.
Das ZEGG mit seinem Kinderhaus sind so ein Ort …
… an dem Kinder und „Ältern“ sein können
» den ganzen Beitrag lesen
Das ZEGG-Restaurant: Ort der Selbsterkenntnis
In den ersten Wochen meines Freiwilligendienstes war das Essen im ZEGG-Restaurant in erster Linie verbunden mit Herzklopfen und Stress.
Warum?
Der Versuch einer Antwort: Gehe ich in ein nepalesisches, griechisches oder italienisches Restaurant, dann ist das ein öffentlicher Raum mit klaren Regeln. Ich setze mich nicht zu unbekannten Menschen an den Tisch, esse (meistens) in der Gesellschaft, die mit mir angekommen ist und zahle am Schluss dafür, dass ich bekocht und mit Aufmerksamkeit bedacht werde. Esse ich dagegen in meiner kleinen Küche oder im Wohnzimmer der WG, dann weiß ich (meistens), welche Menschen ein- und ausgehen und gegebenenfalls mit mir am Tisch sitzen.
Das ZEGG-Restaurant dagegen ist gewissermaßen eine Grauzone, ein halb öffentlicher, halb privater Raum, dessen ungeschriebene Gesetze mir als Neuankömmling nicht bekannt sind. Darum schlug mir das Herz manchmal bis zum Hals, wenn ich vor der gelben Flügeltür stand.
Da stellten sich mir viele Fragen auf einmal: Will ich alleine essen und brauche tatsächlich Zeit, um Eindrücke und Erlebnisse sinken zu lassen - oder wünsche ich mir eigentlich Gesellschaft und Austausch? Wer könnte das jetzt und hier sein, wo könnte ich mich dazu setzen? Die drei am Fenster wirken in ein ernstes Gespräch vertieft, da will ich nicht reinplatzen. Und der dort drüben sieht aus, als beiße er jedem den Kopf ab, der seinem Tisch zu nah kommt. Meine Verbindungen und Beziehungen hier fühlen sich noch so zart und neu an, dass ich mich dabei beobachten konnte, wie ich:
- Mich niemandem aufdrängen möchte,
- mich gar nicht erst traue, zu fragen und ein Nein zu riskieren oder
- mich vollkommen verunsichert in mein Schneckenhaus zurückziehe, wenn meine potenziellen Bezugspersonen nirgendwo zu sehen sind.
So fand ich mich in einer versteckten Ecke wieder und ein kleiner (oder auch ziemlich großer) Teil in mir hoffte, es möge sich genau der Mensch zu mir setzen, der jetzt zu meinem Bedürfnis passt. Gerade dann, wenn ich selbst dieses Bedürfnis noch gar nicht in Worte fassen kann.
Heute bin ich ein halbes Jahr im ZEGG und kann das Essen im Restaurant genießen. Es gibt sie noch regelmäßig, die einsamen, überforderten, Kontakt suchenden und schüchternen Momente. Aber inzwischen habe ich passend zu meinen jeweiligen Bedürfnissen unterschiedliche Strategien entwickelt, um entspannt im ZEGG-Restaurant zu essen:
- Wenn ich mit einem ganz bestimmten Menschen essen möchte, schnappe ich mir diejenige oder denjenigen rechtzeitig, um mich zu verabreden.
- Wenn ich mutig bin und Lust auf neue Kontakte habe, setze ich mich an einen Tisch mit mir noch unbekannten Menschen.
- Wenn ich noch nicht genau weiß, ob ich lieber allein oder in Gesellschaft essen möchte, setze ich mich auf die Treppenstufen. Da kann ich gefunden werden, aber auch unsichtbar bleiben.
Oder ich schnappe mir einen Teller mit Essen und ziehe mich einfach nach Hause zurück. Denn Gemeinschaft ist kein Muss, auch hier kann ich immer noch wählen, wann ich mich hinein werfe und wann ich für mich sein will.
ZEGG Fundraising
Beim Sommercamp-Fundraising hat das ZEGG Bildungszentrum über 31.000 Euro an Spenden erhalten! Rund 70 Campgäste spendeten großzügig. 25 Menschen wurden Förderer und 15 Menschen wurden ZEGG-Club-Mitglieder. Herzlichen Dank an Euch alle!
Warum fürs ZEGG spenden?
Das ZEGG ist Laboratorium für eine zukunftsfähige Kultur der Potentialentfaltung und Verbundenheit. Es entwickelt vorbildliche Ökosysteme und wird gemeinschaftlich geführt. Das ZEGG ist ein gemeinnütziger Vernetzungsort für sehr viele Menschen, die diese Kultur in die Welt bringen. All das ist viel Unterstützung wert.
Wir laden dich ein, dabei zu sein!
Mit einer Einzelspende:
ZEGG Bildungszentrum gGmbH
IBAN: DE46 4306 0967 4006 7269 01
BIC: GENODEM1GLS
GLS Bank
Verwendungszweck: freie Spende
Mit einer Dauerspende:
Förderer des ZEGG
ZEGG-Club
Fragen beantwortet Charlotte im Finanzbüro unter
ZEGG-Veranstaltungen im September und Oktober 2018
13.09. - 16.09. Männer Jahrestraining Modul 3
14.09. - 16.09. Mut zu vergeben
19.09. - 23.09. Liebeskunstwerk für junge Erwachsene IV
20.09. - 23.09. Abenteuer Gefühle
20.09. - 23.09. Die Fülle des Lebens
27.09. - 30.09. Öl- und Schlickerritual
28.09. - 30.09. Neue Organisationskultur
03.10. - 07.10. Pfad der Schönheit
03.10. - 07.10. Jahresgruppe Liebeskunstwerk IV
11.10. - 14.10. Trance und Tanz
11.10. - 14.10. Männer Jahrestraining Modul IV
12.10. - 14.10. Soziokratie Modul I
18.10. - 21.10. Mantras und Stille
19.10. - 21.10. Info-Wochenende
19.10. - 21.10. echt jetzt! Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation
19.10. - 21.10. Come to drum
25.10. - 28.10. Liebesakademie: Intensivkurs
25.10. - 28.10. Erforsche deine Wutkraft
26.10. - 28.10. Klarheit in Beziehungsformen
26.10. - 28.10. Aufstellungen zu Liebe, Partnerschaft, Sexualität
|
|