Schwäbisch kommt beim Narrenvolk gut an
Saskia Rüdiger hat gut Lachen. Bei der Premiere des närrischen Treibens in der Zegg-Aula herrscht gute Stimmung.
Quelle: René Gaffron
Bad Belzig. Die Schwaben können ja fast alles. Außer Hochdeutsch. Doch ein Blatt vor den Mund zu nehmen, ist nicht die Sache von Putzfrau Berta. Da ist es nicht schlimm, dass sie in dem breiten Dialekt der Müsli-Werbung spricht. Das Publikum im Hohen Fläming ist ohnehin tolerant und versteht selbst, wenn es heißt: „Über die Drogen auf der Burg Eisenhardt sagen wir jetzt lieber nichts“.
Die Reinigungskraft war der Star im Programm des Bad Belziger Karnevalvereins zum Finale der 55. Saison. Diese steht unter dem Motto „. . .und tschüss?!“, weil zum Start am 11. November noch unklar war, ob und wie es weitergehen wird. Zumindest die Raumfrage scheint erst einmal beantwortet. Die Aula des Zentrums für experimentelle Gesellschaftsgestaltung (Zegg) hat zumindest die Feuertaufe bestanden.
Erinnerung ans Gasthaus „Fläminggarten“
„Mit den Fenstern bis zum Boden erinnert der Saal fast ein wenig ans einstige „Gasthaus Fläminggarten“, bestätigt Günter Löser. Dort hatte die närrische Tradition einst ihre Hochzeit und er bediente – damals halb legal, heute amtlich verboten –, die legendäre Konfettikanone.
Für die Lachsalven sorgt nun also Christine Schumacher, als sie mit Schippe und Handfeger, Eimer und Lappen die Bühne erklimmt. „Ich bin hier die interkulturelle Beauftragte“, stellt sie sich vor. Zehn Minuten später bekommt sie rasenden Applaus und zusätzliche Zeit für Zugaben.
„Als klar war, dass die Sitzungen hier über die Bühne gehen, sollte auch ein Beitrag von uns kommen“, erklärt die 56-Jährige ihren Antrieb. Sie lebt schon länger im Zegg und sorgt dort zuweilen bei dessen Veranstaltungen für gute Unterhaltung. Von Karneval und Fastnacht ist sie trotz süddeutscher Herkunft noch unbeleckt gewesen, wie Christiane Schumacher berichtet. In Bad Belzig ist es nun passiert. Während sie quasi beim Durchwischen die Herzen der Einheimischen im Sturm erobert hat, gibt sie die Anerkennung prompt zurück. „Es ist toll, zu sehen, mit welchem Elan die Mitwirkenden dabei sind und wie die Besucher begeistert mitgehen“, sagt sie.
Büttenredner originell kostümiert
Mithin gilt das für Frank Schulze aus Gömingk, der als Depp vom Dienst in die Bütt geht beim Schönen Hugo, gemimt vom Golzower Apotheker Peter Schmieder. Beide jeweils originell kostümiert.
Zu den alten Haudegen in den Zuschauerreihen zählt Detlef Nispel. Er freut sich, dass die Funkengarde mit dem Gardemarsch aufgetreten ist. „Damit sind die Mädchen in den 80er Jahren in Berlin aufgetreten und wurden dafür gefeiert“, erinnert sich der 70-Jährige. Diesmal war es nicht minder ansehnlich.
Letzter Auftritt für Teuflische Engel
Eine gute Figur machen nach wie vor Franziska Scheinig, Karen Friedrich, Caterina Meseberg, Steffi Ahnert, Dana Baruth und Beatrice Burdag. Dennoch haben die sechs Damen, die unter dem Namen „Teuflische Engel“ firmieren, angekündigt, nicht mehr auftreten zu wollen. In die Wehmut mischt sich Optimismus, denn Püppis und Funken und die zehnjährige Emma Leo als Solo-Mariechen sind allemal Fingerzeig auf die Zukunft. Und das Männerballett als stabiler Faktor setzt wie eh und je den schwungvollen Schlussakkord.
„Vielleicht kommt ja die eine oder andere Tanzgruppe öfter mal hier zum Einsatz“, kann sich jedenfalls Christiane Schumacher vorstellen.
Von René Gaffron
MAZ